dimanche 2 mars 2008

Zweisprachigkeit in der Praxis: das Elsass im Rücklauf

Am Samstag den 27.Oktober 2007 wurde im Ökomuseum zu Ungersheim das 21. Kolloquium der französischen Regionen für Regionalsprachen eröffnet. Wo, auf nationaler Ebene einige Fortschritte auf diesem in einem zentralistischen Staat so sensiblen Gebiet, festgestellt werden konnten, scheint es einmal mehr im Elsass an Unternehmungsgeist zu fehlen. Zwar nicht bei den Eltern aber sonst überall. Wenn man allerdings die Resultate auf nationaler Ebene zu Rate zieht, muss leider doch festgestellt werden, dass der jakobinische Staat immer noch Triumphe feiert, in einer Zeit in der es, in aller Welt, nach Autonomie wenn nicht nach Selbständigkeit schreit.

Nur 53000 zweisprachige Schüler im Lande

In Frankreich sind es also bisher nur 53000 Schulkinder, die einen zweisprachtigen Unterricht geniessen, davon nur 68 % im öffentlichen Schulbetrieb! Das Baskenland schneidet dabei am besten ab, wo 51 % der Schulen einen zweisprachigen Unterricht gewähren. Ob Herr Delobel, Präsident der FLAREP (Fédération pour les langues régionales dans l’enseignement public) recht hat, wenn er behauptet : “Auf nationaler Ebene besteht keine bedeutende Blockierung, also ist es eine einfache Frage des Wollens, namentlich seitens der Gewählten” lassen wir mal dahingestellt. Wenn er aber schon einen Unterschied zu machen scheint, zwischen einer “bedeutenden” und einer wohl “unbedeutenden” Blockierung, so muss doch was an der Sache sein. Dass die Gewählten nicht so einschreiten wie sie sollten, ist eine andere Frage, aber in diesem Punkt geben wir Herrn Delobel recht. Im Elsass soll die Situation des zweisprachigen Unterrichts durch ein Abkommen Staat-Region geregelt sein, oder werden, “das klar als weniger ehrgeizig, ja selbst als rückläufig angesehen werden muss, im Vergleich zu den Zielen, die in anderen Regionen angestrebt werden”. Sicher ist, dass unsere Gewählten auf diesem Gebiet eine verwerfliche Vogel-Strauss-Politik praktizieren. Aber es hängt doch zu mindestens 50 % vom schlechten Willen der zentralen Schulbehörde ab ob eben ein zweisprachiger Unterricht gepflegt wird oder nicht. Im Elsass sind es eben nur 15885 Schulkinder denen ein zweisprachiger Unterricht in der öffentlichen Schule erteilt wird.

Die Weigerung der Schulbehörde

So wurde die Weigerung der Schulbehörde – also weder die der Eltern noch die der Gewählten – in Pfirt (französisch Ferrette) eine zweisprachige Sexta zu eröffnen aufrecht erhalten mit dem Segen des Verwaltungsgerichts. Die Eltern können da lang erzählen, Altkirch sei zu weit von Pfirt, der zweisprachige Unterricht sei in Pfirt angekurbelt worden mit dem Versprechen konsequent weitergeführt zu werden. Das Rektorat erachtet eben, dass die Gründung einer zweisprachigen Sexta für 11 Schüler in Pfirt ein “Vorzugsregim” ware und will diese Klassengründung auf zwei Jahre verschieben, zum Schulbeginn 2009, wenn die gegenwärtigen 11 Schulkinder die Hälfte von dem was sie heute intus haben, vergessen haben werden : mange ta choucroute et tais-toi! Gott sei Dank lassen die Eltern nicht locker und sind entschlossen in dieser Affäre bis zum Staatsrat zu gehen, um, wie die Präsidentin der Elternvereinigung sagt, das nationale Schulwesen dazu zu zwingen die versprochene pädagogische Kontinuität zu gewährleisten.

Wer wird da noch behaupten, dass die Schulbehörde, das Rektorat, das von Paris aus geleitet wird, nicht alle Stecken die sie nur finden kann in die Räder des zweisprachigen Unterrichts steckt, um ihn endgültig zum Stehen zu bringen ? Dazu sei noch bemerkt, dass wenn besagte elf Kinder nach Altkirch gingen, um weitere Fortschritte in ihrer Muttersprache zu machen, sie um 6,25 Uhr bereits in Pfirt den Bus nehmen, also spätestens um dreiviertel sechs aufstehen müssten und erst am Abend um 18 Uhr wieder in Pfirt wären. Das mutet der Rektor ohne mit der Wimper zu zucken, unseren Kindern zu!

Wenn man bedenkt wie wichtig im heutigen Europa und in der heutigen Welt die Kenntnis einer zweiten Sprache ist, bleibt man ratlos vor der Sturheit eines Landes, eines Volkes, einer Verwaltung, die behaupten unser Vaterland zu sein. Die uns seit dreihundert Jahren der Möglichkeit berauben diesen Trumpf auszuspielen und eine Sprache zu erlernen, die zudem unsere Muttersprache ist. Und zu dieser Vergewaltigung müssen alle herhalten, die Gewählten, der Rektor, das Gericht und wohl noch der Staatsrat mit der Staatsverfassung ! Ein Skandal der zum Himmel schreit.

Gabriel Andres

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