dimanche 22 juin 2008

Brauchtum zur Johannisnacht im Elsass


Das Fest Johannis des Täufers (elsäss.
Kanzdi), 24. Juni.


So wie die Fastnachtfeuer die steigende, zunehmende Sonne, den nahenden Frühling andeuten sollen, so verfündigen die noch jetzt, viel allgemeiner verbreiten Johannisfeuer, die Zeit, wo die Sonne ihren höchsten Punkt erreicht hat, und wieder zu sinken, abzunehmen geschlagen, Sterne geworfen und die fröhliche Jugend springt über die erlöschenden Flammen. Die Brände und Asche wurden früher sorgsam aufgehoben und, als Wachsthum befördern, auf die Felder gestreut.

Früher umband man auch hie und da im Elsass, ein Rad mit Stroh und dürren Zweigen, zündete es an und liess es einen Hügel hinab treiben; ursprünglich gewiss ein Sinnbild der sich nun abwärts neigenden Sonne. Christiliche Bedeutung gab man ihm, indem man sagte, dass, so wie die Sonne, wenn sie ihren Höhepunkt am Himmel erreicht hat, nicht mehr weiter empor steigen kann, sondern wieden sinken muss; so konnte auch Johannes nicht mehr werden als der Vorläufer des Messias; "dieser musste," nach Johannis eigenen Worten, "wachsen, er selbst aber abnehmen."

Der Johannistag heisst an manchen Orten Sunnewende, Sunwent oder, wie auch bei ältern elsässischen Schriftstellern, Sungechttag, Suniechten, Sungicht. Letztere Benennung ist wohl die richtigere und von Sunn, Sonne und Gicht, ursprünglich eine freisende Bewegung, abzuleiten.

August Stöber

Das Radwälzen am Johannisfeste

Noch eines andern, höchst merkwürdigen Gebrauches gedenkt Durandus, als der dritten, nebst dem Johannisfeuer und den Fackelzügen durch die Felder, zu seiner Zeit, am Johannisfeste üblichen Gewohnheit. An jenem Feste, erzählt er, herrsche, an manchen Orten der Brauch das Rad zu wälzen, um damit anzuzeigen dass die Sonne ihren höchsten Stand am Himmel erreicht habe und nun bald in den Zodiac hinab steigen würden.

Mit diesem ebenfalls aus dem Heidenthume stammenden Gebrauche, scheint unter andern ein recht eigenthümlicher, zu Wasslenheim und auch sonst noch im Elsasse üblicher Brauch, in Berührung zu stehen.

Mehrere Tage schon vor dem Küchelsonntage, stehen die Knaben in den Gassen herum und gehen sogar von Haus zu Haus, um Geld einzusammeln zum Einkaufen der Schiwä oder Schiwälä welche zu dem Feuerwerken dienen sollen. Es sind dies ganz dünn geschnittene Rädchen von Tannen-, Fichten- oder anderm harzigten ganz leichten Holze, welche man anzündet und, wen sie lichterloch brennen, mit einem Stäbchen in die luft schnellt. Diese sogenannten Scheiben oder Scheibeln, da sie wie gesagt ganz leicht sind, fliegen oder schwirren dann, je nachdem nam sie mit mehr oder weniger Kraft und Geschicklichkeit zu werfen versteht, und je nachdem die Luft bewegt ist oder nicht, weit und breit herum, sinken den Sternen gleich oder herum gleitenden und zitternden Irrlichtern. Und, im Augenblicke wo man sie empor schleudert, ist es dann der Brauch dieselben Jemanden zu Ehren zu werfen, indem man die gewohnen Worte dazu spricht:

Schiwälä, Schiwälä, rundi Bein,
I schlaa di im (dem) ... heim !


Dieses lustige Scheibenwerfen nun erinnert unwillführlich an die vielfältigen, in uralten Zeiten schon, bein den Völkern des Orients gebräuchlichen mit dem Sonnendieste zusammenhängenden Festlichkeiten, bei denen das Rad, als Symbol der Sonne, immerfort eine grosse Rolle spielte.

Ludwig Schneegans

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